Ignaz Lachner
(1807-1895)
Organist, Kapellmeister, Musikdirektor und Komponist
Geboren am 17. September 1807 in Rain
Gestorben am 25. Februar 1895 in Hannover |
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Tonbeispiele:
Bernhard Forster, Oboe
Westsächsische Philharmonie
Leitung: Ruben Gazarian |
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Die Entdeckungsgeschichte von Ignaz Lachners Concertino für die Oboe
Angesichts der knappen Spezialliteratur für die Oboe weckt die Aufführung eines unbekannten Werkes stets besonderes Interesse, denn dieses Instrument wurde von den Komponisten des 19. Jahrhunderts wahrlich nicht verwöhnt. Die Uraufführung fand am 12.Juni 1992 in der Rudolf–Oetker–Halle in Bielefeld mit dem Solisten Takeshi Suzuki und dem Philharmonischen Orchester der Stadt Bielefeld unter der Leitung von Rainer Koch statt. Takeshi Suzuki spielte das Konzert 1993 ein weiteres mal in Kioto (Japan), jedoch fand danach keine weitere öffentliche Aufführung statt. Die Entdeckung von Ignaz Lachners Oboenkonzert, dessen Auffinden im Nachlaßschrank eine eigene Geschichte wert ist, versuche ich aus Erzählungen Familienangehöriger nun zu rekonstruieren.
Leider wissen wir nicht wann, wo und möglicherweise für wen Ignaz Lachner (1807 – 1895) sein Concertino komponiert hat. Wir können davon ausgehen, daß es vor der Uraufführung keine Aufführung gegeben hat, denn es existiert nur die Partitur im Autograph. Bis heute fanden sich keine Orchesterstimmen. Hinzu kommt, daß das Konzert auch in dem gedruckten Werkverzeichnis fehlt, das Harald Müller 1974 als Anhang zu der Schrift Ignaz Lachner – Versuch einer Würdigung heraus gab. Dem Lachnerforscher Harald Johannes Mann aus Rain am Lech, der Geburtsstadt von Ignaz Lachner, war dieses Werk ebenfalls unbekannt.
Mitte der siebziger Jahre, so erzählte es mir meine Tante E. Lachner, entdeckte sie in der hintersten Ecke eines großen und sehr tiefen Bücherregals einen Stapel alter Noten von diversen Komponisten, unter anderem von Franz, Ignaz und Vinzenz Lachner, hinterlassen von ihrem Schwiegervater Dr. Franz Lachner (1891-1964), meinem Großvater. Dabei fand sie ein altes Album mit der Aufschrift:
Concertino für die Oboe
von
Ignaz Lachner
Es handelte sich hierbei um die handschriftliche Partitur, die seit dem Bau des Hauses meines Großvaters im Jahre 1928 unbeachtet dort gelegen hatte. Mein Großvater wiederum erbte die Noten aus dem Nachlaß seines Vaters Karl Lachner (1851-1926), Direktor der Kunstgewerbeschule in Hannover und jüngster Sohn von Ignaz Lachner.
Da das Werk bisher noch nicht im Druck erschienen war, machte ich es mir zur Aufgabe, einen Verlag zu finden, der es veröffentlicht. Im Oktober 2000 lernte ich den Verleger und Solo-Oboisten Bernhard Forster kennen, der sich mit der Herausgabe noch nicht veröffentlichter Literatur für sein Instrument beschäftigt. Er bekundete großes Interesse und machte sich sofort an die Arbeit, so daß uns heute dieses wunderschöne Werk vorliegt. Am 18. Januar 2002 wurde das Oboenkonzert nach dieser Ausgabe mit dem Solisten Bernhard Forster und dem Westsächsischen Symphonieorchester in Leipzig wieder aufgeführt.
Bodo Lachner
(Ururenkel von Ignaz Lachner)