Im Haiku III für Oboe habe ich den Versrhythmus auf mehrere Ebenen projiziert. So ist zum Beispiel jeder der drei ”Verse”, die natürlich im Verhältnis 5-7-5 zu einander stehen, wiederum proportional in 3 Teile gegliedert, die sich ebenfalls wie 5-7-5 zu einander verhalten. Dies geht bis in die Taktarten hinein (5/4-Takt, 7/4-Takt). Dabei arbeite ich auch in der Entwicklung des Tonhöhenmaterials in den verschiedenen Abschnitten mit Augmentation und Diminution. Das thematische Material, mit dem auf diese Weise gespielt wird, (und das in den ersten 5 Takten exponiert wird) erfährt auf diese Weise unterschiedlichste Transformierungen: vom fragenden Ruf der Oboe zu Beginn, über melancholisch-mikrotonale Linien, bis hin zu trotzig einherkommenden Vierteln und virtuoser Verflechtung aller Elemente. Dennoch bleibt es, wie in einem Haiku – Gedicht, letztlich ein monothematisches Stück, da alles, was geschieht, nur eine Reflektion des ursprünglichen Gedanken ist. Nachdem dies alles nun sehr technisch klingt ist analytisches Hören jedoch bei diesem Stück keinesfalls gefordert. Im Gegenteil: der Reiz und die Tiefe der Haiku-Form besteht darin, daß jeder Ton, jede Tongeste, jedes ”Wort” genau das ist, was es ist: ein Ton, eine Geste, ein Wort; - nicht mehr und nicht weniger.
entstandene, dreizeilige japanische Gedichtform, bei welcher die vorgeschriebene Silbenanzahl (5-7-5) einen reizvoll symmetrischen Rhythmus ergibt. Die Entwicklung dieser Gedichtform ist der Tradition des Zen-Buddhismus untrennbar verbunden und so gilt das Haiku als Paradebeispiel für Reduktion in der Literatur. Es geht ganz auf die wesentlichen Wortinhalte zurück und vordergründige sprachliche Ausschmückung findet in dieser Form ebensowenig Platz wie ausufernde emotionale Kommentare. Dies bedeutet keinesfalls Verlust an Tiefe und Gefühl, sondern im Gegenteil, Konzentration desselben.Haiku – eine im 13. Jahrhundert durch Verkürzung des fünfzeiligen ”Tanka”